Mitternachtssonne - Rückkehr ins Fjäll

In einem Punkt ist auf mich gar kein Verlass: wenn ich sage oder schreibe "zum letzten Mal", dann bin ich früher oder später wieder unterwegs. Nach einem schmerzlichen Abschied geniesst man ein Wiedersehen ganz besonders!

Die Idee einer Skandinavienreise zur Mitternachtssonne kam mit dem Abflauen der Rippenschmerzen - und nach erlebnisreicher Reise kamen wir am 24. Juni 2019 in Abisko an.

Die Reise

Mit Zug, Schiff, Zug, Bus und Zug reisten wir von Bern über Kiel, Göteborg, Oslo, Trondheim, Fauske und Narvik nach Abisko Turist. Um möglichst viel von der skandinavischen Landschaft zu sehen reisten wir nur am Tag.

Hier einige wenige fotografische Eindrücke:

Bahnhof Kiel

Altar in der Nikolaikirche in Kiel. 550 Jahre alt!

Mit der Stenaline geht es am folgenden Tag weiter nach Göteborg. Ein Höhepunkt war natürlich einmal mehr das skandinavische Buffet! Die erste Schlüsselstelle, die Durchfahrt unter der Älfsborgsbron, schaffen wir problemlos.

Am Mittsommertag, in Schweden ein Feiertag, geht's weiter direkt nach Oslo.

Der IC nach Oslo

..... und schon sind wir in Trondheim. Leider regnet es in Strömen. Mit dem Hotel haben wir einige Probleme: das automatische Einchecken funktioniert nicht, weil wir keinen Code erhalten haben.

Direkt vor dem Bahnhof Trondheim

Mit der Nordlandbahn geht es weiter nach Fauske

Und schon sind wir am Hauptbahnhof von Abisko Turist. Hier halten alle Personenzüge von und nach Kiruna und Narvik. Genau genommen sind es täglich 2 - 3 in jeder Richtung  .....

Die STF Abisko Turiststation

Die STF Turiststationen liegen an idealen Ausgangspunkten für Fjällwanderungen. In Abisko beginnt der Kungsleden. Wir haben jedoch vor, mit Tageswanderungen den Nationalpark Abisko zu erkunden.

Wir wohnen im Hauptgebäude in einem einfachen Hotelzimmer und geniessen eine sehr gute Halbpension. Im Nebengebäude (Keron) hat es Zimmer mit 4 - 6 Etagenbetten und eine grosse Selbstversorgerküche. Das Foto mit dem Keron habe ich um 23:45 Uhr aufgenommen. Mitternachtssonne - dass es tiefe "Nacht" ist, sieht man an den Lampen ....

Vor Jahren gab es in Abisko zum Middag (Nachtessen) für die hungrigen Fjällwanderer ein reichhaltiges Buffet. Heute macht man auf gehobene Gastronomie. Tre rätter: Förrätt, warmrätt, dessert. Wer noch Hunger hat, kann in der Butik Singoalla-Güetzli kaufen ....

Kreuz und quer durch den Nationalpark Abisko

Bewusst beschreibe ich nicht die täglichen Wanderungen. Wir sind ja oft die gleichen Wege gegangen. Ich halte mich an einige "rote Fäden". Soweit sie mir bekannt sind, benutze ich samische Ortsnamen.

Der Abiskojohka vom Nissunjohka bis zum Torneträsk

Unterwegs von Abisko nach Abiskojaure kommt man nach ca. 5 km zur Brücke über den Nissunjohka. Von hier aus folgen wir dem Abiskojohka bis zur Mündung in den Torneträsk.

Zusammenfluss von Nissunjohka und Abiskojohka

Auf einem Felsen und Aussichtspunkt über dem Abiskojohka befindet sich ein Meditationsplatz des Dag Hammarskjöld Leden.

Der Text auf diesem Stein:

Den längsta resan är resan inat. 

Die längste Reise ist die Reise in uns.

Der Torneträsk

Mit einer Fläche von 330 Quadratkilometern ist der Torneträsk einer der grössten Seen Schwedens. Ein Teil mit der Insel Abeskuolu liegt im Nationalpark Abisko. Ein traumhafter See! Immer wieder neues Licht, neue Stimmungen. Ich könnte stundenlang am Ufer sitzen.

Markierte Wege führen von der Turiststation hinunter zum See. 

Die kleine Hütte ist das "Bastu" - das Badehäuschen. So nennen die Schweden ihre Sauna. Im Winter taucht man zur Abkühlung durch ein Eisloch in den See. Ich habe es noch nie gemacht. Das Wasser ist mir zu warm ....

Das Mündungsdelta des Abiskojohka. Im Frühsommer darf ein markiertes Vogelschutzgebiet nicht betreten werden.

Im Zentrum des Fotos die Lapporten, ein wichtiger Ort in der Mystik der Samen. Die Form erinnert mich immer an die Sichle im Eriz.

Im Vordergrund die Insel Abeskuolu. Käthi und ich waren zweimal dort, nicht etwa mit dem Schiff, sondern zu Fuss mit den Schneeschuhen. Bis Ende April ist dies problemlos möglich.

Die Naturstige

Von der Turiststationaus  führen gut markierte Naturstige (Wanderwege) durch den Nationalpark. Ohne Karte und GPS ist es nicht ratsam, weglos zu gehen. Besonders in dichten Lapplandweiden kann man sher viel Zeit verlieren.

Besonders lieben wir den den Stig Paddus. Dieser führt Richtung Lapporten.

Dieser Stig führt zum unteren und oberen Njagajaure (Jaure: samisch für See)

Am Balip (oberer) Njagajaure

Vom Elch haben wir leider nur diese Bollen gesehen

Typisch für die Naturstige und die Leden (Fernwanderwege): man wandert oft über Holzbohlen. Diese schützen den empfindlichen Moorboden, gaz besonders nach der Schneeschmelze, wenn das Wasser wegen dem Permafrost nicht versickern kann.

Blick zum Njualla mit der Linbana (Sesselbahn)

Der Luolip Njagajaure

Die Fjällflora

Natürlich hatten wir erwartet, in dieser Jahreszeit viele blühende Pflanzen anzutreffen. Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Das Botanisieren auf den Naturstigen machte die Tage in Abisko spannend! Hier die Fjällpflanzen in der zeitlichen Reihenfolge, in der wir sie gesehen haben:

Schwedischer Hartriegel (Cornus suecica)

Siebenstern (Trientalis eoropaea)

Moltebeere (Rubus chamaemorus)

Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)

Lappland Läusekraut (Pedicularis lapponica)

Ankebälli (Trollius europaeus)

Rosmarinheide (Andromeda polifolia)

Schwedischer Hartriegel

Silberwurz (Drias octopetala)

Fieberklee (Menyanthes trifoliata)

Norwegisches Wintergrün (Pyrola norvegica)

Silberwurz

Rosmarinheide

Lappland-Läusekraut

Alpen-Bärentraube (Arctostaphylos alpinus)

Ankebälli, Trollblume

 Abschied von Abisko

Wir hatten ja auf unserer Reise zur Mitternachtssonne schon sehr viel Schönes erlebt. Am Abreisetag gab das Fjäll alles, um mich auch nächstes Jahr wieder zu sehen. Regenbögen, wie wir sie vor vielen Jahren am Sorjusjaure gesehen haben. Sie sind wohl so flach, weil die Sonne den ganzen Tag tief steht.

 Unter diesem Regenbogen durch fuhr uns der Zug Richtung Süden. Schön war's -und wenn es uns auch nächstes Jahr gut geht, kommen wir wieder.